Mal wieder einer dieser Tage. Ich sitze zu Hause und warte, dass mein Partner mich anruft. Er ist schon seit Stunden nicht mehr online. Die Welt steht still. Ich frage mich, was er bloß macht. Ich rufe ihn an. Er geht natürlich nicht dran. Ich werde unruhig und schon fangen meine Gedanken an zu kreisen und malen sich die wildesten und fürchterlichsten Dinge aus. Ich gehe spazieren, man soll sich ja ablenken und an sich denken, die Natur genießen und sich bewegen. Also ziehe ich mir meine Turnschuhe an und gehe in den Wald. Es tut mir tatsächlich gut und es geht mir etwas besser. Aber ich hab doch immer wieder aufs Handy gestarrt. Angerufen hat er natürlich nicht. Ich ärgere mich, immerhin ist es schon 13 Uhr. Ich komme nach Hause. Meine Kinder haben natürlich weder die Spülmaschine ausgeräumt, noch die Wäsche ins Bad gebracht. Meine eh schon angekratzte Laune sinkt noch mehr. Irgendwann rufe ich meine Freundin an, die mir den Kopf wäscht und sagt: "du immer mit deinen Erwartungen!"
Kommt dir das bekannt vor? Hast du auch ständig Erwartungen, die nicht erfüllt werden und bist dann enttäuscht? Ist dir das vielleicht sogar bewusst und du weißt nur nicht, wie du diese Erwartungen loslassen oder zumindest mal reduzieren solltest?
Ich habe eine Lösung gefunden, die für mich ganz gut funktioniert. Nicht immer, aber in vielen Fällen. Als ich mir den Unterschied zwischen Erwartungen, Forderungen und Wünschen klar gemacht habe. Ich greife nochmal das Beispiel von oben auf. Ich saß da also so ganz alleine zu Hause und hab auf mein Handy gestarrt. Er hat nicht angerufen und meine Laune ist immer schlechter geworden. Ich hatte einfach die Erwartung, dass er doch auch mal bemerken könnte, dass wir schon eine Weile nicht mehr telefoniert haben. Enttäuschung macht sich breit. Ich konnte natürlich einfordern, dass er mich zweimal am Tag anruft, aber das ist ja auch nicht das was ich will. Er soll es freiwillig machen und nicht, weil ich ihm das so vorkaue. Nicht, dass er sich noch genötigt fühlt und mich anruft, weil er muss. Ne, das mit den Erwartungen funktionier nicht, das mit den Forderungen erst recht nicht. Aber was ist mit den Wünschen? Leider wohnt hier kein Sams mit blauen Punkten, das mir jeden Wunsch erfüllt. Ich kann mir nicht einfach wünschen, dass er mich anruft oder die Kinder die Spülmaschine ausräumen? Oder doch? Ich hab´s mal probiert. Ich hab beim rausgehen zu meinen Mädels gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn sie die Spülmaschine ausräumen würden, solange ich weg bin. Und tatata- es hat geklappt. Ich hatte es nicht mal erwartet und mich deswegen umso mehr gefreut.
Es ist definitiv so, dass wir mit Wünschen entspannter an eine Sache gehen. Wir wünschen uns etwas und gehen aber irgendwie schon davon aus, dass der andere diesen Wunsch nicht erfüllen muss. Das ist irgendwie so wie mit Weihnachten in der Kindheit. Meine Eltern haben immer gesagt, dass man sich alles wünschen darf, aber dass man eben vorher nicht weiß, was der Weihnachtsmann wirklich bringt. Und so schicke ich meine Wünsche nicht nur ins Universum, sondern äußere sie direkt. Mein Gegenüber kann schließlich keine Gedanken lesen. Aber mein Gegenüber hat die Wahl, ob es mir meinen Wunsch erfüllt oder nicht. Jetzt frag ich mich, ist es sinnvoll Kindern die Wahl zu lassen, ob sie die Spülmaschine ausräumen oder nicht? Ich glaube nicht, aber vielleicht ist es gut, wenn die Kinder das glauben :- )
Kommentar hinzufügen
Kommentare